4A_98/2012: Schaden des Lizenzgebers infolge unberechtigter Änderung einer Software durch den Lizenznehmer

Das BGer hat­te im vor­liegen­den Fall zu entschei­den, ob die Käuferin ein­er cus­tom-made-Soft­ware befugt war, die Soft­ware weit­eren Gesellschaften zur Ver­fü­gung zu stellen und diese Soft­ware (d.h. ihren Source Code) zu ändern. Die erste Frage war auf­grund ein­er Ver­tragsausle­gung zu bejahen.

Auch die zweite Frage ist primär eine Frage der ver­traglichen Gestal­tung (dazu vgl. hier). Das BGer liess diesen Punkt aber offen, weil kein Schaden behauptet wor­den war. Die Soft­warekäuferin war näm­lich an sich gezwun­gen, von der Her­stel­lerin — als alleiniger Inhab­erin der Urhe­ber­rechte — Wartungsleis­tun­gen zu beziehen und Änderun­gen der Soft­ware in diesem Rah­men zu ver­an­lassen. Die Frage wäre also, welchen Preis die Rechtsin­hab­erin ver­langt hätte für die Ein­räu­mung des Änderungsrechts, also die Auf­gabe ihres Änderungsmonopols und damit ein­er Ein­nah­me­quelle. Die Soft­ware­herstel­lerin hat­te dazu im kan­tonalen Ver­fahren aber nichts ausgeführt:

Il s’agis­sait de chiffr­er le prix d’achat du code-source en fonc­tion notam­ment du coût qu’une renon­ci­a­tion à l’ex­clu­siv­ité du code-source revê­tait pour la recourante, laque­lle per­dait ain­si la pos­si­bil­ité d’obtenir des man­dats de main­te­nance et de développe­ment; cas échéant, il incom­bait à un expert de déter­min­er ce prix. Or, il n’ap­pa­raît pas que la recourante ait allégué et établi le prix qu’elle aurait pu exiger de la part des intimées. 

Alter­na­tiv hätte die Her­stel­lerin auch behaupten kön­nen, dass ihr infolge der von der Soft­warekäuferin durchge­führten Änderun­gen entsprechende Ein­nah­men ent­gan­gen seien. Auch dazu hat­te die Her­stel­lerin allerd­ings nichts Rel­e­vantes behauptet (Net­to­gewinn aus den hypo­thetis­chen Wartungsleistungen):

[…] on ignore en revanche tout des mon­tants que la recourante aurait pu fac­tur­er et des béné­fices nets qu’elle aurait pu réalis­er pour ces travaux. […] Il s’en­suit que les pré­ten­tions de la recourante ne pou­vaient qu’être rejetées, indépen­dam­ment de la ques­tion d’une éventuelle renon­ci­a­tion gra­tu­ite au droit d’ex­clu­siv­ité sur le code-source.