1C_449/2014: Rückwirkende Anwendbarkeit des in Art. 38a Abs. 2 RPG normierten Einzonungsmoratoriums (amtl. Publ., frz.)

Im zur Pub­lika­tion vorge­se­henen Urteil vom 7. Okto­ber 2015 äusserte sich das BGer zur Zuläs­sigkeit ein­er Ein­zo­nung von Bauland. Dem Entscheid liegt fol­gen­der Sachver­halt zugrunde: Im Rah­men der Gesamtre­vi­sion ihres Zonen­plans wies die Gemeinde Attal­ens eine Parzelle mit ein­er Fläche von 14’292 m2 der Bau­zone zu. Mit Entscheid vom 10. Okto­ber 2011 wies der Gemein­der­at die dage­gen erhobe­nen Ein­sprachen ab und bestätigte die Zuweisung zur Bau­zone. In der Folge gelangten über 20 Per­so­n­en an die Raumplanungs‑, Umwelt- und Baudi­rek­tion des Kan­tons Freiburg (RUBD) und anschliessend an das kan­tonale Ver­wal­tungs­gericht, jedoch ohne Erfolg. Das BGer hinge­gen heisst die Beschw­erde gut und weist die Angele­gen­heit zur neuen Entschei­dung zurück.

In Zen­trum des Entschei­ds ste­ht Art. 38a RPG (Raum­pla­nungs­ge­setz, SR 700). Dessen Abs. 1 besagt, dass die Kan­tone innert fünf Jahren nach Inkraft­treten der geän­derten Geset­zes­bes­tim­mungen vom 15. Juni 2012 ihre Richt­pläne an die neuen Anforderun­gen anpassen. Gemäss Abs. 2 darf im betr­e­f­fend­en Kan­ton die Fläche der recht­skräftig aus­geschiede­nen Bau­zo­nen bis zur Genehmi­gung der Richt­planan­pas­sun­gen durch den Bun­desrat ins­ge­samt nicht ver­grössert werden. 

Für das BGer stellte sich ins­beson­dere die Frage, ob das in Art. 38a RPG normierte Ein­zo­nungsmora­to­ri­um von den Rechtsmit­telin­stanzen berück­sichtigt wer­den muss, obwohl die Bes­tim­mung zum Zeit­punkt des Entschei­ds des Gemein­der­ats noch nicht in Kraft war. Gemäss BGer ist bei der Beant­wor­tung der Frage von fol­gen­dem Grund­satz auszugehen:

Par analo­gie avec les règles du Titre final du CC [Zivilge­set­zbuch, SR 210], il faut que la nou­velle règle réponde à un intérêt pub­lic majeur, dont l’ap­pli­ca­tion ne souf­fre aucun délai. Il con­vient ensuite de tenir compte du pou­voir d’ex­a­m­en de l’in­stance de recours auprès de laque­lle la cause est pen­dante: un pou­voir d’ex­a­m­en com­plet en légal­ité peut déjà suf­fire à une appli­ca­tion immé­di­ate du nou­veau droit (E. 2.4.).

Im vor­liegen­den Fall kommt das BGer zum Schluss, dass die kan­tonalen und kom­mu­nalen Behör­den auf­grund der neuen Geset­zes­lage in abse­hbar­er Zukun­ft diverse Aus­zo­nun­gen vornehmen müssten. Dabei han­dle es sich um Vorhaben, die viel schwieriger zu bew­erk­stel­li­gen seien als Nicht-Ein­zo­nun­gen. Vor diesem Hin­ter­grund beste­he ein gewichtiges öffentlich­es Inter­esse an der sofor­ti­gen Anwend­barkeit von Art. 38a Abs. 2 RPG. Dies gelte auch für Ver­fahren, die vor der kan­tonalen Rechtsmit­telin­stanz hängig seien.