7B.2/2007: Noga vs. Russland, pfändbares Vermögen (amtl. Publ.)

Im Stre­it zwis­chen der Gesellschaft Noga und Rus­s­land hat das BGer ein weit­eres Urteil gefällt. Noga, die Gen­fer Import-Export­fir­ma Noga des Financiers Nes­sim Gaon, liess für ange­blich unbezahlte Rech­nun­gen 2005 rus­sis­che Ver­mö­genswerte pfän­den, u.a. auch Flugzeuge bei der IATA. Dage­gen beschw­erte sich das Moscow Cen­ter for Auto­mat­ed Air Traf­fic Con­trol (MATCC), das Eigen­tum an den gepfän­de­ten Flugzeu­gen beansprucht, bei der Aufsichtsbehörde.

Vor BGer war erstens strit­tig, ob Eigen­tum der MATCC für Schulden des rus­sis­chen Staats gepfän­det wer­den kon­nte. Das Betrei­bungsamt hat­te sich auf ein Parteigutacht­en gestützt, wonach die MATCC eine Ver­wal­tung­sein­heit des rus­sis­chen Staats sei; nach rus­sis­chem Recht ste­he das Eigen­tum an den Flugzeu­gen dem rus­sis­chen Staat zu. Gestützt darauf und auf die “Statuten” der MATCC (“… per­son­ne morale ayant la forme juridique d’une entre­prise d’E­tat qui fait par­tie de la pro­priété fédérale de la Fédéra­tion de Russie”) war die Pfän­dung der Flugzeuge mit Bun­desrecht vereinbar:

… des doutes ou des lit­iges sur la pro­priété des choses ou des droits à saisir n’en­traî­nent pas la nul­lité de la mesure, mais oblig­ent unique­ment l’of­fice à ouvrir une procé­dure en reven­di­ca­tion au sens des art. 106 à 109 LP”.

Strit­tig war auch die Immu­nität des rus­sis­chen Staats (SchKG 92 I Ziff. 11). Die Pfän­dung war zuläs­sig, weil (1) die Forderung auf eine Hand­lung iure ges­tio­n­is zurück­ging, und (2) eine aus­re­ichende Bin­nen­beziehung bestand, und (3)
die Ver­mö­genswerte nicht hoheitlichen Zweck­en dien­ten (SchKG 92 I 11). Rus­s­land hat­te, was den let­zten Punkt bet­rifft, auf seine Immu­nität verzichtet.

Aus der Berichter­stat­tung von “Cash”:

Die Gen­fer Import-Export­fir­ma Noga des Financiers Nes­sim Gaon stre­it­et mit Rus­s­land seit 1994 um ange­blich unbezahlte Rech­nun­gen für Lebens­mit­tel­liefer­un­gen. Um die geforderten 1,185 Mil­liar­den Franken einzubrin­gen, hat­te Noga 2005 im Rah­men der ein­geleit­eten Betrei­bung rus­sis­che Ver­mö­genswerte pfän­den lassen.

Das Gen­fer Betrei­bungsamt hat­te in diesem Rah­men auch bei der IATA rus­sis­che Ver­mö­genswerte pro­vi­sorisch gepfän­det, laut Nes­sim Gaon über 200 Mio CHF. Dage­gen wehrte sich die Moskauer Flugverkehrskon­trolle, die diese Gelder für sich beansprucht. Nach der Gen­fer Auf­sichts­be­hörde hat nun auch das Bun­des­gericht ihre Beschw­erde abgewiesen.

SCHADENERSATZKLAGE GEGEN SCHWEIZ HÄNGIG

Noga hat­te in den ver­gan­genen Jahren ver­sucht, Flugzeuge und Segelschulschiffe sowie anderes rus­sis­ches Regierung­seigen­tum in Wes­teu­ropa beschlagnah­men zu lassen. Let­zte Episode in der Auseinan­der­set­zung bildete die Beschlagnahme von Gemälden des Moskauer Puschkin-Muse­um, die in Mar­tigny VS aus­gestellt wurden.

Um inter­na­tionale Ver­wick­lun­gen zu ver­mei­den, hat­te der Bun­desrat die Freiga­be der Bilder mit einem Schätzw­ert von rund 1,3 Mrd CHF ange­ord­net. In diesem Zusam­men­hang sieht sich die Schweiz mit ein­er Schaden­er­satzk­lage Gaons über 1,5 Mrd CHF kon­fron­tiert, die vor Bun­des­gericht hängig ist.”

  • Bericht von Kommersant