4A_3/2010: Verletzung der anwaltlichen Sorgfaltspflicht durch verspätetes und unvollständiges Handeln

Ein Gen­fer Anwalt war von seinem früheren Klien­ten erfol­g­los verk­lagt wor­den, weil Bankkon­ti, an welchen der Klient wirtschaftlich berechtigt war, erst mit Ver­spä­tung habe sper­ren lassen, wodurch er einem früheren Beauf­tragten des Klien­ten ermöglicht habe, über Ver­mö­genswerte weit­er­hin zu ver­fü­gen. Das BGer kor­rigierte das Urteil der Vorin­stanzen; der Anwalt hat­te seine Sorgfalt­spflicht­en verletzt. 
Der Anwalt war zwar berechtigt, zunächst ausserg­erichtlich eine Kon­tosper­rung durch die Bank zu ver­fol­gen; eine Sper­rung durch eine gerichtliche Anord­nung wäre für den Klien­ten namentlich aus Diskre­tion­s­grün­den weniger vorteil­haft gewe­sen. Die Bank hat­te daraufhin auch zuge­sagt, das fragliche Kon­to zu sper­ren, aber nur bis zu einem gewis­sen Datum. Darauf reichte der Anwalt bei der Bank weit­ere Unter­la­gen ein, doch ohne Antwort. Der Anwalt hätte unter diesen Umstän­den nicht darauf ver­trauen dür­fen, dass das Kon­to weit­er­hin block­iert bleibe:

Son devoir de dili­gence lui impo­sait alors de rechercher sans délai une autre solu­tion et d’en­tre­pren­dre les démarch­es néces­saires, telles que requérir une saisie con­ser­va­toire; s’il n’agis­sait pas de sa pro­pre ini­tia­tive, il devait sans délai aver­tir son client, le con­seiller et deman­der ses instruc­tions. Il est con­stant que le défend­eur n’a entre­pris aucune démarche; celui-ci ne pré­tend pas, et il est moins encore con­staté qu’il ait aver­ti son client et demandé des instruc­tions. La vio­la­tion du devoir de dili­gence est donc avérée.”

Später ver­langte der Anwalt eine vor­sor­gliche Kon­tosper­rung, doch unter­liess er es, eine der mehreren treuhän­derisch Berechtigten als Adres­sat­en des Ver­bots zu beze­ich­nen. Da auch der Ein­wand des recht­mäs­si­gen Alter­na­tivver­hal­tens (fehlende natür­liche Kausal­ität) dieser Unter­las­sung auf­grund der Akten­lage scheit­erte, kassierte das BGer das ange­focht­ene Urteil und wies die Sache an die Vorin­stanz zurück.