Mit Urteil vom 17. Dezember 2015 hat das Bundesverwaltungsgericht (BVGer) eine Verfügung der Schweizerischen Wettbewerbskommission (WEKO) gegen Altimum SA aufgehoben. Nach Ansicht des BVGer wurde der Wettbewerb auf dem relevanten Markt trotz des Vorliegens einer vertikalen Abrede über Mindestverkaufspreise nicht erheblich beeinträchtigt.
Mit Verfügung vom 20. August 2012 hatte die WEKO eine Busse in der Höhe von CHF 470’000 gegen Altimum SA, vormals Roger Guenat SA, ausgesprochen, weil diese ihren Wiederverkäufern für Bergsportprodukte der Marke Petzl (Stirnlampen) Mindestverkaufspreise vorgeschrieben hatte. Nach Ansicht der WEKO wurde dadurch der Preiswettbewerb auf Stufe der Wiederverkäufer in der Schweiz mindestens im Zeitraum von 2006 bis Ende 2010 erheblich beeinträchtigt.
Das BVGer hat nun zunächst festgehalten, dass die Preisempfehlungen von Altimum SA als vermutungsweise wettbewerbsbeseitigende Abrede über Mindestverkaufspreise im Sinne von Art. 5 Abs. 4 KG erscheinen und damit nach qualitativen Kriterien als erhebliche Wettbewerbsabrede im Sinne von Art. 5 Abs. 1 KG einzustufen seien [E 6 und 6.2.3].
Zur Frage, ob bei einem Vorliegen qualitativer Erheblichkeit aufgrund der Anwendung der kartellrechtlichen Vermutungstatsbestände nach Art. 5 Abs. 3 und 4 KG auch quantitative Kriterien geprüft werden müssen, hielt das BVGer dann aber insbesondere fest, dass die Wiederlegbarkeit der Vermutung der Wettbewerbsbeseitigung auch für die daraus a maiore ad minus abgeleitetete Vermutung der Erheblichkeit gelten müsse [E 6.3.4]:
Les accords mentionnés aux al. 3 et 4 de l’art. 5 LCart sont présumés supprimer toute concurrence; ils affectent en conséquence notablement la concurrence du point de vue qualitatif. De même, dès lors qu’on présume qu’un accord opérant des répartitions géographiques ou fixant les prix des marchés supprime la concurrence, on peut a majore ad minus présumer qu’il affecte quantitativement notablement la concurrence. Toutefois, comme la présomption de suppression de la concurrence, prévue expressément par la loi, est réfragable, celle que l’on déduit, par interprétation légale, pour la notabilité au sens de l’art. 5 al. 1 LCart, des al. 3 et 4 de l’art. 5 LCart, doit nécessairement l’être également. Il s’ensuit qu’il doit être possible non seulement de démontrer que la concurrence n’a pas été supprimée mais encore qu’elle n’a pas été affectée de manière notable.
Folglich sei zu untersuchen, ob die in Frage stehende Wettbewerbsabrede auch nach quantitativen Kriterien erheblich sei. Nach Ansicht des BVGer war dies nicht der Fall, weshalb keine den Wettbewerb erheblich
beschränkende Abrede im Sinne von Art. 5 Abs. 1 KG vorliege [E 6.5]:
Partant,
le tribunal retient que, nonobstant une notabilité qualitative,
l’accord en cause n’a pas affecté notablement la concurrence sur les
marchés pertinents au sens de l’art. 5 al. 1 LCart, faute de restriction
notable sur le plan quantitatif.
Weitere Informationen: Urteil B‑5685/2012 vom 17. Dezember 2015 (PDF).