BGE 4A_54/2012: Rückweisung an das Schiedsgericht

Mit Entscheid 4A_54/2012 vom 27. Juni 2012 befasste sich das Bun­des­gericht mit dem Argu­ment, das Bun­des­gericht dürfe nach erfol­gter Aufhe­bung des Schied­sentschei­ds die Stre­it­sache nicht an das­selbe Schieds­gericht zurück­weisen, weil dieses befan­gen sei (Art. 190 Abs. 2 lit. a IPRG).

Das Bun­des­gericht hielt das vor­ab fest, dass die Anforderun­gen betr­e­f­fend die Unab­hängigkeit und Unparteilichkeit — unter Berück­sich­ti­gung der Beson­der­heit­en der (inter­na­tionalen) Schieds­gerichts­barkeit — an ein Schieds­gericht grund­sät­zlich diesel­ben sind wie bei einem staatlichen Gericht.

Die Garantie des unab­hängi­gen und unparteilichen Gerichts bein­hal­tet sowohl die sub­jek­tive als auch die objek­tive Unparteilichkeit. Um dage­gen zu ver­stossen genügt es, dass objek­tiv nachvol­lziehbare Umstände befürcht­en lassen, der Richter sei befangen.

Anschliessend befasste sich das Bun­des­gericht mit dem konkreten Stre­it­fall. Es stellte klar, dass die Vorin­stanz an die Erwä­gun­gen des Bun­des­gerichts gebun­den ist. Das gelte auch für ein Schieds­gericht. Daher könne das Schieds­gericht nur diejeni­gen Fra­gen erneut beurteilen, die vom Bun­des­gericht offen gelassen wor­den seien, sofern das Schieds­gericht nicht durch seinen ersten Entscheid gebun­den sei. Das Bun­des­gericht gelangte fol­glich zum Schluss (E.2.2.3):

Et comme le Tri­bunal arbi­tral n’avait pas à revoir d’autres points que celui en rap­port avec la retenue sus­men­tion­née, on ne voit pas com­ment il pour­rait lui être reproché d’avoir man­qué d’indépen­dance d’e­sprit lors du réex­a­m­en de la cause et, par con­séquent, d’avoir fait preuve d’un défaut d’im­par­tial­ité par rap­port à l’ob­jet du litige.

Darüber hin­aus rief das Bun­des­gericht in Erin­nerung, dass Prozess­fehler oder materiell falsche Entschei­dun­gen nur aus­nahm­sweise (d.h. nur bei beson­ders krassen oder wieder­holten Fehlern) zu einem Anschein der Befan­gen­heit führen kön­nen (E.2.2.3):

Au sur­plus, il con­vient de rap­pel­er que des fautes de procé­dure ou une déci­sion matérielle­ment erronée ne suff­isent pas à fonder l’ap­parence de préven­tion d’un arbi­tre ou d’un tri­bunal arbi­tral, sauf erreurs par­ti­c­ulière­ment graves ou répétées con­sti­tu­ant une vio­la­tion man­i­feste de ses oblig­a­tions (ATF 115 Ia 400 con­sid. 3b p. 404; 113 Ia 407 con­sid. 2a p. 409 s.; arrêt 4A_539/2008 du 19 févri­er 2009 con­sid. 3.3.2).