1C_730/2024: Beschwerdelegitimation des Schweizer Heimatschutzes (Fall Luxram-Gebäude)

Im Entscheid 1C_730/2024 vom 1. Setem­ber 2025 behan­delte das Bun­des­gericht die Zuläs­sigkeit der Ver­bands­beschw­erde des Heimatschutzes im Zusam­men­hang mit dem geplanten Abbruch des sog. «Luxram-Gebäudes» in Arth.

Der Beschw­erdegeg­n­er A. reichte beim Gemein­der­at ein Beuge­such für den Abbruch des Luxram-Gebäudes ein, welch­es mit Gesam­tentscheid vom 26. Jan­u­ar 2025 und Beschluss der Gemeinde Arth vom 2. April 2024 gut­ge­heis­sen wurde. Rund ein Jahr zuvor hat­te der Regierungsrat die Schutzwürdigkeit des Gebäudes abgek­lärt und auf eine Auf­nahme in das Kan­tonale Schutz­in­ven­tar (KSI) verzichtet. Auf die Ein­sprachen vom Schweiz­er und Schwyz­er Heimatschutz ist die Gemeinde man­gels Beschw­erdele­git­i­ma­tion nicht einge­treten. Sowohl der Regierungsrat als auch das Ver­wal­tungs­gericht des Kan­tons Schwyz wiesen ihre Beschw­er­den gegen die erteilte Abbruch­be­wil­li­gung eben­falls ab. Der Schweiz­er Heimatschutz gelangte sodann mit Beschw­erde an das Bundesgericht.

Stre­it­ge­gen­stand vor Bun­des­gericht bildete einzig die Beschw­erdele­git­i­ma­tion des Schweiz­er Heimatschutzes bzw. die Zuläs­sigkeit des Nichtein­tretens auf seine Ein­sprache bei der Gemeinde Arth.

Das Bun­des­gericht hielt fest, dass es sich beim Schweiz­er Heimatschutz zu den vom Bun­desrat als beschw­erde­berechtigt beze­ich­neten Organ­i­sa­tio­nen han­delt, denen das Ver­bands­beschw­erderecht nach Art. 12 NHG zuste­he. Nach ständi­ger Recht­sprechung ste­he die Ver­bands­beschw­erde nach Art. 12 NHG nur offen, soweit der ange­focht­ene Entscheid die Erfül­lung ein­er Bun­de­sauf­gabe im Sinne von Art. 78 Abs. 2 BV und Art. 2 NHG. Voraus­set­zung hier­für sei in erster Lin­ie, dass die ange­focht­ene Ver­fü­gung eine Rechts­ma­terie betr­e­ffe, die in die Zuständigkeit des Bun­des falle und bun­desrechtlich geregelt sei, wobei das betr­e­f­fende Bun­desrecht hin­re­ichend detail­liert und direkt anwend­bar sein müsse (E. 3.3.2).

Eine solche Bun­de­sauf­gabe könne – wie vor­liegend vom Beschw­erde­führer gel­tend gemacht wurde – im Bere­ich des Gewässer­schutzes beste­hen. Dies sei, so das Bun­des­gericht, u.a. dann der Fall, wenn eine Baute in einem Gewässer­schutzbere­ich Au unter­halb des mit­tleren Grund­wasser­spiegels erstellt wer­den solle und deshalb auf eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach Art. 19 Abs. 2 GSchG i.V.m. Ziff. 211 Abs. 2 Anhang 4 GSchV angewiesen sei (E. 3.3.1). Dieser Anwen­dungs­fall – bei dem das Bun­des­gericht mehrfach bere­its das Vor­liegen ein­er Bun­de­sauf­gabe bestätigt hat­te – liege in casu aber nicht vor. Vielmehr sei eine Bewil­li­gung nach Art. 32 Abs. 2 GSchV (eine Bewil­li­gung für Anla­gen und Tätigkeit­en in den beson­ders gefährde­ten Bere­ichen) erforderlich.

Ob ein hin­re­ichen­der Bezug zwis­chen ein­er gewässer­schutzrechtlichen Bewil­li­gung nach Art. 19 Abs. 2 GSchG i.V.m. Art. 32 Abs. 2 GSchV und dem Natur- und Heimatschutz beste­ht, um als Bun­de­sauf­gabe im Sinne von Art. 78 Abs. 2 BV und Art. 2 NHG zu gel­ten, war bish­er nicht durch das Bun­des­gericht gek­lärt wor­den. Die Bewil­li­gung nach Art. 32 Abs. 2 GSchV– so das Bun­des­gericht vor­liegend – habe ihre Grund­lage aber wie die erwäh­nte Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach Ziff. 211 Abs. 2 Anhang 4 GSchV in Art. 19 Abs. 2 GSchG. Dass sich die bei­den Bewil­li­gun­gen mit Blick auf die Anforderun­gen an deren Erteilung unter­schieden (Polizeier­laub­nis bzw. Aus­nah­me­be­wil­li­gung), trete hin­ter den Umstand zurück, dass sie let­ztlich bei­de den Schutz des Grund­wassers vor möglichen Gefährdun­gen bezweck­ten (vgl. Art. 19 Abs. 2 GSchG). Somit müsse auch für die Bewil­li­gung nach Art. 32 Abs. 2 GSchV das­selbe gel­ten, wie für die Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach Ziff. 211 Abs. 2 Anhang 4 GSchV (E. 3.3.4). Es sei somit von ein­er Bun­de­sauf­gabe auszuge­hen, wenn für ein Baupro­jekt im Gewässer­schutzbere­ich Au ohne Unter­schre­itung des mit­tleren Grund­wasser­spiegels eine Bewil­li­gung nach Art. 19 Abs. 2 GSchG i.V.m. Art. 32 Abs. 2 GSchV erforder­lich sei (E. 3.3.5).

Die Notwendigkeit ein­er solchen Bewil­li­gung sei vor­liegend noch nicht geprüft wor­den, zumal die Vor­brin­gen des Heimatschutzes im vorin­stan­zlichen Ver­fahren materiell-rechtlich unberück­sichtigt geblieben sind. Die Beschw­erde wurde fol­glich gut­ge­heis­sen und die Sache im Sinne der Erwä­gun­gen zur Fort­set­zung des Ver­fahrens an die Vorin­stanz zurückgewiesen.