Laut der aktuellen PWC-Studie zur Wirtschaftskriminalität begünstige die Finanz- und Wirtschaftskrise Delikte wie Veruntreuung, gefälschte Geschäftsbücher, Datendiebstahl oder Korruption in Unternehmen. Die meisten Straftaten seien in der Finanzbranche (Banken, Versicherungen) festzustellen, gefolgt vom Handel und der Produktion.
Die seit 2004 durchgeführte PWC-Studie zur Wirtschaftskriminalität, die auch in der NZZ vorgestellt wurde, untersuchte dieses Mal insbesondere den Zusammenhang zur Wirtschaftskrise. Die Erhebung, an der 129 Schweizer Unternehmen teilnahmen, wurde von Juni 2008 bis Juli 2009 durchgeführt.
17 Prozent der befragten Unternehmen (in absoluten Zahlen: 22) hatten mindestens einen aufgedeckten Deliktsfall mit einem durchschnittlichen Schaden von 1,5 Mio. Franken zu verzeichnen. Die Dunkelziffer sei allerdings hoch, und grosse Unternehmen würden teilweise mit bis zu 100 Fällen pro Jahr konfrontiert. Als Ergebnis könne festgehalten werden, dass ein Unternehmen umso anfälliger würde, desto grösser es sei, da die Loyalität mit der Anzahl der Mitarbeiter abnehme. Zudem zeige sich ein direkter Zusammenhang zwischen der Entlohnungspolitik und der Häufigkeit der Delikt: Unternehmen mit variablen Lohnanteilen (Boni) seien häufiger betroffen.
In etwa 70 Prozent der Fälle werden laut PWC-Studie die Delikte durch Manager begangen; vor allem allem im mittleren Management hätten die Wirtschaftsdelikte im Vergleich zu früheren Untersuchungen zugenommen. Diese Entwicklung könne durch den in der Krise noch erhöhten Leistungsdruck, Budget- oder Gewinnziele zu erreichen, und „die Angst um den Bonus“ erklärt werden. Allerdings würden nur 55 Prozent der Täter entlassen und selten Anzeige erstattet. Schliesslich werde die Wirtschaftskriminalität in Krisenzeiten erleichtert, weil weniger personelle und finanzielle Mittel für interne Kontrollen zur Verfügung stünden oder Unternehmen diese zu Gunsten anderer Prioritäten vernachlässigten.