4A_425/2013: Rückforderung von Leistungen im Hinblick auf einen nicht geschlossenen oder entfallenen Vertrag; Verhältnis von OR 63 und 62

Das BGer hat zweimal entsch­ieden, dass OR 63 die frei­willige Leis­tung ein­er Nichtschuld unter Auss­chluss der Anwen­dung von OR 62 regle (BGE 123 III 101 und 129 III 646). Nach dieser Recht­sprechung ist deshalb bei der frei­willi­gen Leis­tung stets ein Irrtum­snach­weis erforder­lich (anders als bei anderen unfrei­willi­gen – zB erzwun­genen – Leis­tun­gen und bei Leis­tun­gen zu unsit­tlichen oder wider­rechtlichen Zwecken). 

Diese in der Lit­er­atur kri­tisierte Recht­sprechung hat Auswirkun­gen auf die Rück­forderung von Leis­tun­gen im Hin­blick auf einen beab­sichtigten, aber nicht geschlosse­nen Ver­trag: Solche Leis­tun­gen sind frei­willig und kön­nten daher eigentlich nur bei Irrtum zurück­ge­fordert wer­den. Das ist jedoch unsin­nig, weil mit Bezug auf zukün­ftige Ereignisse nur aus­nahm­sweise ein Irrtum vor­liegen kann (nach der Recht­sprechung zu OR 24, die auch im Kon­text von OR 63 beachtlich ist). 

Aus diesem Grund präzisiert das BGer im vor­liegen­den Entscheid:

3.2. Lorsque l’au­teur d’un paiement volon­taire demande resti­tu­tion à rai­son d’un fait postérieur à cette presta­tion, il n’y a pas matière à exiger de lui l’al­lé­ga­tion et la preuve d’une erreur sur­v­enue lors de ladite presta­tion. Les faits futurs sont éventuelle­ment prévis­i­bles, à un degré plus ou moins élevé, mais ils ne sont jamais sus­cep­ti­bles d’être con­nus, et ils ne peu­vent donc pas non plus être l’ob­jet d’une erreur. C’est pourquoi, selon la jurispru­dence rel­a­tive à l’art. 24 al. 1 ch. 4 CO, l’er­reur sur un fait futur ne peut qu’ex­cep­tion­nelle­ment jus­ti­fi­er l’in­val­i­da­tion d’un contrat […].