Mit Entscheid 4A_35/2014 vom 28. Mai 2014 prüfte das Bundesgericht die Frage, ob die Parteien gemäss Art. 390 Abs. 1 ZPO vereinbart hatten, dass ein Binnenschiedsspruch mit Beschwerde an das zuständige kantonale Gericht angefochten werden kann.
Die Partei A reichte Beschwerde gegen einen Schiedsspruch bei einem kantonalen Gericht in Waadt ein. Das kantonale Gericht trat auf die Beschwerde nicht ein mit dem Argument, die Beschwerde hätte beim Bundesgericht eingereicht werden müssen. Gegen diesen Entscheid führte A Beschwerde.
Gemäss Art. 390 Abs. 2 ZPO entscheidet das kantonale Gericht endgültig. Das Bundesgericht prüfte deshalb, ob das Bundesgericht zur Prüfung der Beschwerde zuständig war. Das Bundesgericht erklärte, dass Art. 390 ZPO keine Einschränkung der Parteirechte bezwecken würde und der Schiedsspruch vor dem kantonalen Gericht wegen der Anfechtungsgründe, wie sie in Art. 393 ZPO aufgelistet sind, angefochten werden könne. Zu einer Schlechterstellung der Parteien käme es aber, wenn keine Möglichkeit bestünde, einen Nichteintretensentscheid, den das kantonale Gericht gestützt auf Art. 390 Abs. 1 ZPO fällt, vom Bundesgericht prüfen zu lassen. Nicht entscheidend sei, dass es A versäumt habe, die Beschwerde sowohl vor dem kantonalen Gericht als auch vor dem Bundesgericht zu erheben. Denn wenn keine Möglichkeit bestünde, den Entscheid des kantonalen Gerichts vom Bundesgericht prüfen zu lassen, drohe ein negativer oder positiver Kompetenzkonflikt (E.1.2.3):
On objecterait en vain que la partie s’estimant lésée par la sentence arbitrale serait bien inspirée, en cas de doute quant à la réalisation des conditions d’application de cette disposition, de former simultanément un recours au Tribunal fédéral. En effet, dans l’hypothèse où celui-ci viendrait à admettre, contrairement au tribunal cantonal, que ces conditions étaient réalisées, il n’entrerait pas en matière sur ledit recours, laissant ainsi cette partie sans défense face à ce conflit de compétence négatif entre autorités de recours fédérale et cantonale. De même, la situation inverse, caractéristique d’un conflit de compétence positif potentiel, dans laquelle l’autorité cantonale déclarerait recevable un recours contre la sentence sans que les conditions d’application de l’art. 390 al. 1 CPC soient réalisées, alors que le Tribunal fédéral serait entré en matière sur ce même recours s’il en avait été saisi, paraît difficilement acceptable pour la partie intimée au recours, laquelle se verrait imposer une autre autorité de recours (le tribunal cantonal supérieur) que celle prévue par la loi (le Tribunal fédéral). Aussi bien, comme le rappelait il y a longtemps déjà un spécialiste du droit procédural, se rendent coupables d’un déni de justice tant l’autorité qui s’arroge une compétence décisionnelle qu’elle ne possède pas que l’autorité compétente qui refuse de se saisir du différend porté valablement à sa connaissance ( MAX GULDENER, Schweizerisches Zivilprozessrecht, 3e éd. 1979, p. 67, note de pied 41).
Das Bundesgericht erklärte weiter, dass gemäss Art. 387 ZPO der Schiedsspruch mit seiner Eröffnung die Wirkung eines rechtskräftigen und vollstreckbaren gerichtlichen Entscheids habe. Eine Partei, die Opfer einer Rechtsverweigerung infolge eines negativen Kompetenzkonflikts geworden sei, wäre schlechter gestellt als die Partei, die in einem internationalen Schiedsverfahren auf die Anfechtung gemäss Art. 192 Abs. 1 ZPO verzichtet hätte, weil sich diese Partei im Rahmen der Vollstreckung gemäss Art. 192 Abs. 2 ZPO auf die New Yorker Konvention vom 10. Juni 1958 berufen könne. Es rechtfertige sich deshalb, dass das Bundesgericht die Frage prüft, ob das kantonale Gericht seine Zuständigkeit gestützt auf Art. 390 Abs. 1 ZPO zu Recht verneint habe. Anfechtungsgegenstand bilde der kantonale Entscheid und nicht der Schiedsspruch, weshalb Art. 77 BGG nicht anwendbar sei.
Gemäss Art. 390 Abs. 1 ZPO muss die Wahl einer kantonalen Rechtsmittelinstanz “durch eine ausdrückliche Erklärung” erfolgen. Aus diesem Grund genüge der Verweis auf das Konkordat über die Schiedsgerichtsbarkeit vom 27. März 1969 nicht als Wahl einer kantonalen Rechtsmittelinstanz i.S.v. Art. 390 Abs. 1 ZPO.
Dass A in ihrer Beschwerde vor dem kantonalen Gericht nicht argumentiert hatte, dass die Parteien eine kantonale Rechtsmittelinstanz gewählt hätten, schadete A gemäss Bundesgericht nicht. Denn das kantonale Gericht müsse seine Zuständigkeit gemäss Art. 59 Abs. 2 lit. b ZPO sua sponte prüfen.
Das Bundesgericht verwarf die Argumentation von A deutlich, wonach die Parteien eine Wahlerklärung gemäss Art. 390 Abs. 1 ZPO abgegeben hätten, indem sie in der Schiedsvereinbarung erklärt hatten, dass die Zivilprozessordnung des Kantons Waadt auf das Schiedsverfahren anwendbar sei (2.2.2):
Le moyen est dénué de tout fondement. Il appert des termes mêmes du passage précité de la lettre du 6 juin 2006, plus précisément de la préposition “devant”, que l’accord passé le 31 mai 2006 par les parties et matérialisé dans ladite lettre ne visait, de toute évidence, qu’à définir les règles régissant la procédure que devrait appliquer le Tribunal arbitral, étant rappelé qu’en vertu de l’art. 24 al. 1 CA la procédure arbitrale était déterminée prioritairement par accord entre les parties sous l’empire du concordat. Les autres points traités dans cette missive — échange d’écritures, audience préliminaire, administration des preuves et avances de frais — confirment, d’ailleurs, clairement le véritable objet de la convention du 31 mai 2006. Pour le surplus, et contrairement à ce que la recourante soutient à la page 4 de sa réplique, le fait que la lettre du 6 juin 2006 ne renvoie pas au concordat, mais aux règles du CPC vaudois relatives à la procédure en vigueur devant la Cour civile, n’apparaît nullement déterminant au regard des considérations émises par le Tribunal fédéral dans l’extrait susmentionné de l’arrêt 4A_439, 4A_457/2012. Il est clair que la seule référence à ces règles-là, à l’instar du renvoi au concordat dont il était question dans ce précédent, n’exprimait pas la volonté commune des parties de choisir le tribunal cantonal compétent comme autorité de recours en lieu et place du Tribunal fédéral, puisqu’aussi bien, à la date de la signature du compromis arbitral (6 juin 2006), les parties ne pouvaient pas prévoir qu’elles disposeraient un jour d’une telle faculté. De fait, celle-ci n’a été introduite que dans le projet de Code de procédure civile accompagnant le Message du Conseil fédéral du 28 juin 2006 (art. 388 al. 1; FF 2006 7109), alors que l’avant-projet de la commission d’experts, mis en consultation le 25 juin 2003, avait maintenu le double degré de recours (cf. Message précité, FF 2006 7010 ch. 5.25.8). La recourante, qui plus est, concède elle-même que “les règles du CPC Vaud n’ont jamais régi les recours contre la sentence arbitrale …” (recours, p. 10).
Weiter machte A geltend, dass sie in ihrem guten Glauben zu schützen sei, weil am Ende des Schiedsspruchs eine vom Sekretär des Schiedsgerichts unterzeichnete Rechtsmittelbelehrung enthalten gewesen sei, wonach die Beschwerde an ein kantonales Gericht zu richten sei.
Das Bundesgericht erklärte zunächst, dass Art. 48 Abs. 3 BGG festhalten würde, dass die Frist gewahrt sei, wenn eine Eingabe fristgerecht bei einer unzuständigen kantonalen Behörde eingereicht worden sei. Nach Art. 77 Abs. 2 BGG findet Art. 48 Abs. 3 BGG aber keine Anwendung in Schiedsverfahren.
Das Bundesgericht erklärte weiter, dass prima facie nicht ersichtlich sei, weshalb die Rechtsprechung des Bundesgerichts zum Gutglaubensschutz bei einer falschen Rechtsmittelbelehrung nicht auch auf Schiedsgerichte anzuwenden sei. Es sei aber nicht erforderlich, diese Frage abschliessend zu entscheiden, da die Voraussetzungen für den Gutglaubensschutz ohnehin nicht erfüllt seien, da A Zweifel an der Richtigkeit der Rechtmittelbelehrung hätten haben müssen. A war anwaltlich vertreten und die Rechtsmittelbelehrung war nicht vom Schiedsgericht selbst, sondern von einem Sekretär des Schiedsgerichts unterschrieben worden, dessen Stellung und Funktion nicht näher umschrieben worden war. Schliesslich erklärte der Vorsitzende des Schiedsgerichts in einem Schreiben, dass die Parteien vor Ablauf der Rechtsmittelfrist erhalten hatten, dass eine Beschwerde nicht an das kantonale Gericht, sondern an einen der beiden Mitschiedsrichter zu richten sei. Diese widersprüchlichen Angaben hätten Zweifel an der Richtigkeit der Rechtsmittelbelehrung wecken müssen.
Das kantonale Gericht hatte demgemäss kein Bundesrecht verletzt, als es zum Schluss kam, dass die Parteien keine Vereinbarung i.S.v. Art. 390 Abs. 1 ZPO getroffen hatten und es sich deshalb für nicht zuständig erachtete, um über die Beschwerde zu entscheiden.