Im vorliegenden Fall hatte eine Uhrenherstellerin gegen eine Konkurrentin gestützt auf ihr Design auf Unterlassung geklagt. Diese verlangte widerklageweise die Feststellung der Nichtigkeit des Designs der Klägerin (DesG 33), u.a. weil die Beklagte über ein älteres Design verfügte.
Das BGer hält zunächst fest, dass die Eintragung eines Designs grundsätzlich neuheitsschädlich ist:
Lorsqu’un design entre en collision avec un design déposé antérieurement, celui-ci a le plus souvent déjà été enregistré dans le registre suisse. Le design antérieur est alors considéré comme divulgué au public ([…]); le design postérieur, qui ne remplit alors pas les conditions fixées à l’art. 2 LDes au moment de son dépôt, est exclu de la protection (cf. art. 4 let. b LDes).
Im vorliegenden Fall war das ältere Design der Beklagten zwar vor dem jüngeren Design der Klägerin hinterlegt worden. Das jüngere Design war aber dennoch vor dem älteren eingetragen worden. Die Klägerin machte geltend, dass ein Design mit seiner Hinterlegung den in der Schweiz beteiligten Verkehrskreisen noch nicht bekannt sein kann (DesG 2 II); damit gehöre das betreffende Design noch nicht zum “Stand des Designs”. Das jüngere, aber bereits eingetragene Design sei daher nach dem als abschliessend zu begreifenden DesG 4 lit. b nicht vom Schutz ausgeschlossen. In diesem Sinne sei auch DesG 6 zu verstehen.
Das BGer weist diese Auffassung zurück; man könne DesG 6 nicht durch die angeblich abschliessende Natur des auf gleicher hierarchischer Stufe stehenden DesG 4 lit. b einschränken. Im Gegenteil verankere DesG 6 klar den Grundsatz der Hinterlegungspriorität. Der spätere Hinterleger sei daher vom Designschutz ausgeschlossen, so dass DesG 6 insofern einen Nichtigkeitsgrund enthalte:
On ne saurait suivre les recourantes lorsqu’elles tentent de se prévaloir du caractère exhaustif de l’art. 4 LDes pour donner à l’art. 6 LDes une portée s’inscrivant restrictivement dans le cadre de l’art. 4 let. b LDes. Cela reviendrait à ignorer le contenu de l’art. 6 LDes, disposition pourtant située au même niveau normatif que l’art. 4 LDes ([…]).
Selon l’art. 6 LDes, le droit sur un design appartient à la personne qui a effectué le dépôt en premier. Le principe de la priorité du dépôt est ainsi clairement exprimé ([…]). Le droit appartenant au premier déposant, il en résulte logiquement que le deuxième déposant ne peut s’en prévaloir. Pour celui-ci, la protection du design est d’emblée exclue; on peut donc en déduire que l’art. 6 LDes crée un motif de nullité ([…]).
Dieser Nichtigkeitsgrund besteht unabhängig von DesG 2 und damit der Veröffentlichung des zuerst hinterlegten Designs. DesG 4 lit. b ist nicht abschliessender Natur, auch wenn im gesetzgeberischen Prozess versäumt wurde, diese Bestimmung um eine Verweisung auf DesG 6 zu ergänzen.
DesG 6 wiederum legt eindeutig die Hinterlegungspriorität fest. Das gilt generell, sowohl beim Aufschub der Veröffentlichung nach DesG 26 als auch ohne eine solche.
Die Sperrwirkung des zuerst hinterlegten Designs betrifft im Übrigen nicht nur identische, sondern auch ähnliche Designs (d.h. alle Designs im Schutzbereich des zuerst hinterlegten Desings). Die Lehre sei sich hier einig, mit Ausnahme der isolierten Ansicht von HEINRICH.