4A_100/2013: Unlautere Absicht (Rufausbeutung) bei der Registrierung von Marken und Firmen; Indizienbeweis

Das BGer hat­te im vor­liegen­den Urteil am 10. Juli 2013 zu entschei­den, ob formell beste­hen­den kennze­ichen­rechtlichen Ansprüchen (Fir­men- und Marken­recht) auf­grund ein­er unlauteren Absicht der Berechtigten Schutz zu ver­weigern sei. Die Vorin­stanz, das KGer VD, hat­te die kennze­ichen­rechtlichen Ansprüche nicht geschützt. Das BGer weist die dage­gen erhobene Beschw­erde ab.

Sowohl im Marken- als auch im Fir­men­recht gilt, dass kennze­ichen­rechtliche Ansprüche nicht geschützt wer­den, wenn die Reg­istrierung der betr­e­f­fend­en Kennze­ichen in unlauter­er Absicht ver­an­lasst wurde:

[…] celui qui dépose à titre de mar­que un signe déjà util­isé par un tiers ne pour­ra se pré­val­oir de son enreg­istrement s’il a agi avec une inten­tion déloyale […]. Le même raison­nement peut être appliqué mutatis mutan­dis s’agis­sant de son inten­tion lors de la réqui­si­tion d’in­scrip­tion d’une rai­son de com­merce.

Da die unlautere Absicht nicht beobachtet wer­den kann, hat das Gericht dabei auf Indizien abzustellen. Dabei han­delt es sich um eine Tatfrage:

Il faut tenir compte des buts et motifs du déposant à ce moment-là. Des cir­con­stances postérieures au dépôt peu­vent être pris­es en compte si elles per­me­t­tent de fournir des indices quant à l’in­ten­tion du tit­u­laire au moment du dépôt de la marque […].

Savoir qu’elle était l’in­ten­tion de la recourante au moment du dépôt de la mar­que en Suisse est une ques­tion de fait, et non de droit […].

Im vor­liegen­den Fall durfte die Vorin­stanz aus fol­gen­den Indizien auf eine unlautere Absicht der Klägerin bei der Registrierung/Eintragung schliessen, näm­lich auf die Absicht der Rufausbeutung:

  • Ken­nt­nis  der früheren Benutzung des gle­ichen oder ver­wech­sel­baren Zeichens durch den Anspruchs­geg­n­er gegenüber einem erhe­blichen Kun­denkreis (ein­schliesslich schweizweit tätiger Unternehmen)
  • bewusste Inkauf­nahme von Ver­wech­slun­gen (konkret erhielt die Klägerin sog­ar fehlgeleit­ete Anfra­gen auf­grund von Ver­wech­slun­gen, ohne die Beklagte je darauf hinzuweisen)
  • Nachvol­lzug der Zweckbes­tim­mung der Beklagten durch die Klägerin kurz nach der entsprechen­den Pub­lika­tion, ohne dass die Klägerin zum entsprechen­den Zeit­punkt bere­its entsprechende Tätigkeit­en ausübte. Dies erfol­gte zwar erst nach der Registrierung/Hinterlegung, kann aber trotz­dem als Indiz für die unlautere Absicht berück­sichtigt werden:

    Il s’ag­it de cir­con­stances postérieures au dépôt mais qui met­tent bien en évi­dence la volon­té de la recourante de con­tin­uer à prof­iter du risque de con­fu­sion exis­tant entre les deux entre­pris­es lors de l’u­til­i­sa­tion du signe ” xxx “. 

Eine aus­führlichere Zusam­men­fas­sung find­et sich bei RA Bühlmann.