4A_166/2014: Deckungsausschluss für “crime ou délit commis intentionnellement” erfasst schwere Verkehrsdelikte

Das BGer hat­te sich im vor­liegen­den Urteil erneut mit einem Deck­ungsauss­chluss für “crime ou délit com­mis inten­tion­nelle­ment” in den AVB eines pri­vat­en Ver­sicher­ers zu beschäfti­gen. Bere­its in BGE 115 II 264 hat­te das BGer fest­ge­hal­ten, dass juris­tis­che Begriffe bei der Umschrei­bung der Gefahr in Ver­sicherungsverträ­gen nur dann im recht­stech­nis­chen Sinn zu ver­ste­hen sind, wenn ihnen diese Bedeu­tung auch im gewöhn­lichen Sprachge­brauch zukommt; und dass “vorsät­zliche Ver­brechen oder Verge­hen” nur Delik­te von ein­er gewis­sen Schwere umfassen. 

Vor diesem Hin­ter­grund war vor­liegend strit­tig ob Verkehrs­de­lik­te vom Deck­ungsauss­chluss für “crime ou délit com­mis inten­tion­nelle­menterfasst sind. Das BGer hält hierzu fest, dass sich zumin­d­est nicht sagen lässt, Verkehrs­de­lik­te seien davon per se ausgenommen:

Con­traire­ment à ce qu’il sous-entend, le recourant ne
pou­vait pas com­pren­dre de bonne foi que les dél­its en matière de
cir­cu­la­tion routière étaient exclus 
ipso fac­to des infrac­tions visées à l’art. 8 let.
f CGA. Rien ne per­met d’af­firmer que, de manière générale, un délit en
matière de cir­cu­la­tion routière ne peut pas être perçu dans le public
comme une infrac­tion d’une cer­taine gravité. 

Konkret ging es um mehrere schwere Verkehrs­de­lik­te, began­gen durch einen Motor­rad­fahrer, u.a. eine Geschwindigkeit­süber­schre­itung von 40–60 km/h (140 bis 160 km/h auf ein­er Strecke mit ein­er Max­i­malgeschwindigkeit von 80 km/h), ver­bun­den mit riskan­ten Über­hol­manövern etc. Für das BGer lag es auf der Hand, dass ein solch­es Ver­hal­ten unter “crime ou délit com­mis inten­tion­nelle­ment” zu sub­sum­ieren ist, im Gegen­satz zB zu einem blossen Man­gel an Aufmerk­samkeit im Strassenverkehr.