5A_740/2018: Beweismittel des Betreibenden im Rechtsöffnungsverfahren (frz.; amtl. publ. als BGE 145 III 160)

Im Entscheid 5A_740/2018 (amtl. publ. als BGE 145 III 160) stellte das Bun­des­gericht klar, dass der Betreibende den Nach­weis, dass zu seinen Gun­sten eine Schul­dan­erken­nung mit der Qual­ität eines pro­vi­sorischen Recht­söff­nungsti­tels beste­ht, in keinem anderen Beweis­mit­tel als der die Schul­dan­erken­nung enthal­te­nen Urkunde selb­st erbrin­gen kann.

Das Bun­des­gericht erin­nert zunächst daran, dass das Recht­söff­nungsver­fahren nur mit Bezug auf die ent­las­ten­den Nach­weise des Schuld­ners von sum­marischem Charak­ter ist. Das ver­langte Regel­be­weis­mass fordert dabei einen strik­ten Beweis. Beim pro­vi­sorischen Recht­söff­nungsver­fahren han­delt es sich um einen Urkun­den­prozess, der als einzig zuläs­siges Beweis­mit­tel eine Urkunde vor­sieht, die gemäss Art. 82 Abs. 1 SchKG eine Schul­dan­erken­nung enthält (E. 5.1). Jed­er andere Beweis ist deshalb unzulässig.

Im vor­liegen­den Sachver­halt war jedoch zu prüfen, ob die vorgelegten Schuld­briefe einen zuläs­si­gen Recht­söff­nungsti­tel darstell­ten. Damit die pro­vi­sorische Recht­söff­nung erteilt wer­den kann, müssen u.a. drei Voraus­set­zun­gen erfüllt sein:

  1. Die abgeleit­eten Forderun­gen stim­men mit den vorgelegten Doku­menten überein,
  2. der Gläu­biger des Schuld­briefs entspricht dem Betrei­bungs­gläu­biger, und
  3. der Schuld­ner des Schuld­briefs entspricht dem Betrei­bungss­chuld­ner (E. 6.1.2).

Pour que la main­levée pro­vi­soire soit pronon­cée (art. 82 LP), il faut que le pour­suiv­ant soit au béné­fice d’une recon­nais­sance de dette qui, out­re les car­ac­téris­tiques rel­a­tives à l’oblig­a­tion de pay­er du débi­teur, réu­nisse les trois iden­tités, soit l’i­den­tité entre le pour­suiv­ant et le créanci­er désigné dans ce titre, l’i­den­tité entre le pour­suivi et le débi­teur désigné, et l’i­den­tité entre la pré­ten­tion déduite en pour­suite et le titre qui lui est présenté […]”

Der Schuld­ner bestritt jedoch, dass die gel­tend gemacht­en Forderun­gen mit der Schuld in den vorge­bracht­en Urkun­den übere­in­stimmten. Tat­säch­lich erwäh­nte der Zahlungs­be­fehl eine Forderung aus dem Jahr 2010 und eine Forderung aus dem Jahr 2007, die nicht mit den in den beurkun­de­ten Schuld­briefen genan­nten Dat­en übere­in­stim­men (E. 6.2). Allerd­ings wiesen diese Schuld­briefe die iden­tis­chen Ränge und Beträge wie die im Zahlungs­be­fehl genan­nten auf. Unter diesen Umstän­den durften die kan­tonalen Behör­den ohne willkür­liche Annahme davon aus­ge­hen, dass der Recht­söff­nungsti­tel aus­re­ichte, d.h. eine aus­re­ichende Übere­in­stim­mung bzw. Iden­tität zwis­chen der im Ver­fahren abgeleit­eten Forderung und jen­er im Schuld­brief festzustellen (E. 6.2).

La seule dif­férence entre les élé­ments ressor­tant des titres pro­duits et du com­man­de­ment de pay­er est que, pour deux des céd­ules hypothé­caires, les dates ne cor­re­spon­dent pas, en tant que le com­man­de­ment de pay­er indique celles des 12 févri­er 2007 et 19 avril 2011 et les titres celle du 26 févri­er 2013. […] Au vu de ces élé­ments, il n’est donc pas arbi­traire de retenir que l’i­den­tité entre les créances déduites en pour­suite et celles recon­nues dans les titres est établie.”

Ausser­dem gilt ver­mu­tungsweise der Inhab­er eines Schuld­briefs als dessen recht­mäs­siger Eigen­tümer (Art. 930 Abs. 1 ZGB). Das Vor­brin­gen des Schuld­briefes durch den Gläu­biger reichte deshalb für den Nach­weis, dass der Gläu­biger des Schuld­briefs auch dem Betrei­bungs­gläu­biger entspricht (E. 7.1). Schliesslich reicht zum Nach­weis der Übere­in­stim­mung von Schuld­ner des Schuld­briefs mit jen­em der Betrei­bung aus, wenn eine Kopie des entsprechen­den Grund­buchauszugs (der das Pfan­drecht am Grund­stück bescheinigt) oder aber des sig­nierten Kred­itver­trages vorgelegt wird (E. 7.2).

(Blog­beitrag zusam­men mit MLaw Sven Hin­ter­mann verfasst)