4A_441/2007: Kein Unterhalt nach Auflösung des Konkubinats

Zwei rus­sis­che Staat­sange­hörige lebten in Genf im Konku­bi­nat. Nach­dem der eine Part­ner, Vater des gemein­samen Kindes, die Beziehung been­det hat­te, klagte die Mut­ter (erfol­g­los) auf Her­aus­gabe eines Ver­mö­gensverze­ich­niss­es und auf Fest­stel­lung, dass bei­de ein «con­cu­bi­nage qual­i­fié» gebildet hat­ten und dass sich der Beklagte verpflichtet habe, ihr eine «sou­tien sta­ble pour l’avenir» zu sich­ern. Vor BGer war die Recht­snatur des Konku­bi­nats strittig.

Ein Konku­bi­nat kann als ein­fache Gesellschaft betra­chtet wer­den, wenn bei­de Part­ner gemein­sam dazu beitra­gen, im Rah­men ein­er häus­lichen Gemein­schaft ihre gemein­same Bedüfnisse zu deck­en. Die Klägerin machte gel­tend, es liege hier eine ein­fache Gesellschaft vor mit dem Ziel, den Unter­halt zu sich­ern, und zwar über die Dauer der Verbindung hin­aus. Dem wider­spricht das BGer auf der Grund­lage der fest­gestell­ten Tat­sache, dass der Beklagte alleine für den Unter­halt der Fam­i­lie aufgekom­men war:

On dis­cerne mal en quoi l’en­tre­tien de la deman­der­esse, depuis la fin de sa vie com­mune avec le défend­eur, pour­rait encore répon­dre à un but com­mun à ces deux per­son­nes; il sem­ble au con­traire que le défend­eur n’y ait plus aucun intérêt et que ce but soit désor­mais par­ti­c­uli­er à la deman­der­esse. Le con­trat de société ne peut donc guère com­porter, actuelle­ment encore, une oblig­a­tion d’en­tre­tien en faveur de cette partie.”

Das Ver­hal­ten des Beklagten war, so das BGer, nach Treu und Glauben nicht so zu ver­ste­hen, dass er der Klägerin einen Unter­halt garantiert habe. Die Klägerin hat­te gel­tend gemacht, eine intel­li­gente und gut aus­ge­bildete Frau würde ihre Erwerb­stätigkeit nicht für die Fam­i­lie aufgeben, ohne auf eine gewisse Absicherung zu vertrauen.

In zweit­er Lin­ie machte die Beklagte Kündi­gung zur Unzeit (OR 546 II) gel­tend. Das BGer ver­schloss sich auch dieser Ansicht, an sich auf­grund eines Ein­wands des recht­mäs­si­gen Alternativverhaltens:

A com­pren­dre l’ar­gu­men­ta­tion présen­tée, la rup­ture du con­cu­bi­nage doit être con­sid­érée comme provo­quée en temps inop­por­tun parce que la deman­der­esse se trou­ve, depuis, dépourvue de ressources suff­isantes. De toute évi­dence, cette par­tie aurait subi le même préju­dice économique si la rup­ture s’é­tait pro­duite plus tôt ou plus tard.”

Schliesslich ver­langte die Beklagte die Her­aus­gabe ihres Anteils am Liq­ui­da­tion­s­gewinn (OR 548 und 549). Da die Klägerin selb­st keine Ein­la­gen geleis­tet hat­te, kon­nte sie unter diesem Titel allerd­ings nichts ver­lan­gen (auch hat­te der Beklagte Gegen­stände nur ad usum einge­bracht, aber nicht ad domini­um).

Vgl. auch hier zum Urteil 4C.195/2006.