5A_814/2008: Praxis zur falschen Rechtsmittelbelehrung (amtl. Publ.)

Im kür­zlich veröf­fentlicht­en, zur amtlichen Pub­lika­tion vorge­se­henen Entscheid 5A_814/2008 vom 12. März 2009 beschäftigte sich das Bun­des­gericht mit sein­er (früheren) Prax­is zu den Fol­gen ein­er falschen Rechtsmit­tel­belehrung (siehe etwa E‑BGer 5A_401/2007 vom 29. August 2007 (E. 4.2) sowie E‑BGer 5A_352/2007 vom 7. Sep­tem­ber 2007). Im nun veröf­fentlicht­en Entscheid rel­a­tivierte bzw. änderte das Bun­des­gericht seine bish­erige Praxis. 

Das Bun­des­gericht wies darauf hin, dass das Ver­sagen des Schutzes aus Art. 49 BGG eine “grobe prozes­suale Unsorgfalt” der betrof­fe­nen Partei ver­lange, die sich nach den Umstän­den des Einzelfalls und den Rechtsken­nt­nis­sen der Partei beurteile (E. 1.2.2.1, 1.2.2.2).

Fern­er hielt das Bun­des­gericht fest, dass eine recht­sunkundi­ge und nicht recht­skundig vertretene Partei nicht ein­er anwaltlich vertrete­nen Partei gle­ichgestellt wer­den dürfe, es sei denn, sie ver­füge — namentlich aus früheren Ver­fahren — über ein­schlägige Erfahrun­gen (E. 1.2.2.2).

Schliesslich könne eine Über­prü­fung der in der Rechtsmit­tel­belehrung enthal­te­nen Angaben “im Übri­gen” nur ver­langt wer­den, wenn die Prozess­partei über die Ken­nt­nisse ver­füge, “die es ihr über­haupt ermöglichen, die mass­gebende Geset­zes­bes­tim­mung aus­find­ig zu machen und gegebe­nen­falls auszule­gen” (E. 1.2.2.2). Auch hier weicht das Bun­des­gericht von sein­er früheren Recht­sprechung ab, wonach eine Rechtsmit­tel­belehrung, die fälschlicher­weise eine dreis­sigtägige Beschw­erde­frist angab, den Beschw­erde­führerin­nen trotz Art. 49 BGG nicht helfe, zumal die gel­tende Frist dem Gesetz ent­nom­men wer­den könne” (E‑BGer 5A_352/2007, E. 2.1, mit Ver­weis auf 5A_401/2007).

Einzuräu­men bleibt, dass im vor­liegen­den Fall die Vorin­stanz die mass­ge­bliche Bes­tim­mung von Art. 100 BGG nicht aus­drück­lich genan­nt hat­te (siehe E. 1.2.2.2).