4A_115/2010: fristlose Kündigung nach Alkoholkonsum am Arbeitsplatz nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig

Nach der Lehre recht­fer­tigt Alko­holkon­sum am Arbeit­splatz eine frist­lose Ent­las­sung nur, wenn der Arbeit­nehmer zuvor ver­warnt wor­den war oder, wenn eine Ver­war­nung fehlt, wenn er dem Arbeit­nehmer infolge des Kon­sums Schaden verur­sacht hat (vgl. auch das Urteil 4C.112/2002).

Auf dieser Grund­lage hebt das BGer das Urteil der Vorin­stanz auf; die Cour d’ap­pel de la juri­dic­tion des prud’hommes du can­ton de Genève hat­te die frist­lose Kündi­gung eines Arbeit­nehmers geschützt, der auf dem Flughafen Genf-Coin­trin mit rund 0.5‰ einen Liefer­wa­gen gelenkt hat­te. Der Arbeit­nehmer bek­lei­dete keine Führungs­funk­tion, was eine stren­gere Beurteilung nahegelegt hätte (“de sorte que l’on ne saurait l’as­sim­i­l­er à un cadre dont le com­porte­ment doit être appré­cié avec une rigueur accrue ”). Das BGer fol­gte deshalb dem Argu­ment der Vorin­stanz nicht, der Angestellte im reifer­en Alter habe eine Vor­bild­funk­tion gehabt. Zudem hat­te die Vorin­stanz nicht aus­re­ichend berück­sichtigt, dass das Ver­hal­ten des Angestell­ten während ein­er Anstel­lungs­dauer von 21 Jahren nie zu Beschw­er­den Anlass gegeben hat­te:

Il s’agis­sait pour­tant d’un élé­ment très impor­tant à pren­dre en compte dans l’ap­pré­ci­a­tion des cir­con­stances de l’espèce.”