6B_586/2010: Veruntreuung einer geleasten Sache

Eben­falls mit Urteil vom 23. Novem­ber 2010 (6B_586/2010) nimmt das Bun­des­gericht dazu Stel­lung, ob eine geleaste Sache das Tato­b­jekt ein­er Verun­treu­ung gemäss Art. 138 Ziff. 1 Abs. 1 StGB sein kann. Prob­lema­tisch ist insoweit das Merk­mal “fremd”, was nach zivil­rechtlichen Kri­te­rien zu beurteilen ist (vgl. BGE 132 IV 5 E. 3.3 S. 8 f.).

Das Bun­des­gericht geht bei einem Leas­ingver­trag davon aus, dass der Leas­ingge­berin der Eigen­tümerin der geleas­t­en Sache bleibt und diese dem Leas­ingnehmer als fremde Sache anvertraut:

4.3.1 […] Entschei­dend für die Frage der Eigen­tumsver­hält­nisse ist der zwis­chen den Parteien abgeschlossene Ver­trag (BGE 118 II 150 E. 6c S. 156 f. mit Hin­weisen; vgl. auch Urteil 6P.162/2001 vom 22. März 2002 E. 7a). Beim Leas­ing tritt an die Stelle der Eigen­tumsver­schaf­fungspflicht aus Art. 184 OR ein Dauer­schuld­ver­hält­nis, bei dem die Übereig­nung ent­fällt oder jeden­falls ungewiss ist […]. In Leas­ingverträ­gen sind regelmäs­sig kein Eigen­tum­süber­gang und keine Option auf Eigen­tum­ser­werb vorge­se­hen (Urteil 4A_404/2008 vom 18. Dezem­ber 2008 E. 4.1.4 a.E.). Die Über­gabe […] bewirkt nur einen Über­gang des Eigen­tums, wenn dem Ver­trag ein entsprechen­der Wille ent­nom­men wer­den kann. Dieser Wille muss sich aus den Leas­ingbe­din­gun­gen ergeben. Ist mit der Über­gabe kein Eigen­tum­süber­gang beab­sichtigt, bleibt die Leas­ingge­berin Eigentümerin […].