Prüfung von Bundesgesetzen auf Vereinbarkeit mit der BV dereinst möglich?

Kün­ftig sollen Bun­des­ge­set­ze auf ihre Vere­in­barkeit mit der Bun­desver­fas­sung über­prüft wer­den kön­nen, wie der Bun­desrat in ein­er heute veröf­fentlicht­en Stel­lung­nahme mit­teilt. Er befür­wortet darin den Vorschlag der Kom­mis­sion für Rechts­fra­gen des Nation­al­rates, die Ver­fas­sungs­gerichts­barkeit für Bun­des­ge­set­ze einzuführen.

Die nation­al­rätlichen Recht­skom­mis­sion hat die Aufhe­bung von Art. 190 BV beantragt, wonach Bun­des­ge­set­ze und Völk­er­recht für die recht­san­wen­den­den Behör­den verbindlich sind. Mit der Aufhe­bung dieser Bes­tim­mugg soll erre­icht wer­den, dass die Behör­den insoweit nicht an ein Bun­des­ge­setz gebun­den sind, als dieses dem über­ge­ord­neten Ver­fas­sungsrecht wider­spricht. Bun­des­ge­set­ze sollen in dieser Hin­sicht gle­ich behan­delt wer­den wie Verord­nun­gen des Bun­des und kan­tonale Erlasse.

Die Ver­fas­sungsmäs­sigkeit eines Bun­des­ge­set­zes soll durch die Gerichte allerd­ings nur in konkreten Einzelfällen über­prüft wer­den dür­fen. Eine generelle Über­prü­fung in Form der sog. abstrak­ten Nor­menkon­trolle ist nicht vorge­se­hen. Bei Wider­sprüchen wird weit­er­hin Art. 5 Abs. 4 BV auss­chlaggebend sein, der zwar vom grund­sät­zlichen Vor­rang des Völk­er­rechts aus­ge­ht, aber keine strik­te Kol­li­sion­snorm enthält.

Im gel­tenden Recht kann die Unvere­in­barkeit von Bun­des­ge­set­zen mit dem Völk­er­recht gerügt wer­den, nicht aber die Unvere­in­barkeit mit der Bundesverfassung.