Mit Entscheid 4A_14/2012 vom 2. Mai 2012 befasste sich das Bundesgericht mit der Frage, ob der Ablehnungsentscheid des Richters am Sitz des Schiedsgerichts (gemeinhin juge d’appui genannt) nach Artikel 180 Abs. 3 IPRG vor Bundesgericht angefochten werden kann.
Das Bundesgericht hielt an seiner bisherigen Rechtsprechung fest, wonach der Ablehnungsentscheid des juge d’appui endgültig ist und nicht mehr angefochten werden kann. Das Bundesgericht begründete seinen Entscheid damit, dass im Unterschied zur instutitionellen Schiedsgerichtsbarkeit, bei der lediglich eine private Institution über die Ablehnung befindet, in den Fällen nach Artikel 180 Abs. 3 IPRG bereits ein staatlicher Richter über die Ablehnung entschieden hat. Auch der für die Schiedsgerichtsbarkeit besonders bedeutsame Grundsatz der Verfahrensbeschleunigung spreche gegen eine erneute Prüfung durch das Bundesgericht. Schliesslich stelle Artikel 180 Abs. 3 IPRG in gewissem Sinne eine lex specialis zu Artikel 190 Abs. 2 lit. a IPRG (Anfechtung aufgrund vorschriftswidriger Zusammensetzung des Schiedsgerichts) dar.
Das Bundesgericht wandte sich daraufhin der Frage zu, ob das Schiedsgericht zuständig gewesen sei, erneut die Streitigkeit zu beurteilen, nachdem das Bundesgericht dessen ursprünglichen Schiedsentscheid wegen Verletzung des rechtlichen Gehörs aufgehoben hatte. Das Bundesgericht bejahte diese Frage (E. 3.1):
La force de chose jugée formelle (formelle Rechtskraft) qu’emporte la communication de la sentence et qui confère à celle-ci l’autorité matérielle de la chose jugée (materielle Rechtskraft) cesse si la sentence est annulée à la suite d’un recours extraordinaire au sens de l’art. 77 al. 1 LTF (DIETER GRÄNICHER, in Kommentar zur Schweizerischen Zivilprozessordnung [éd. Sutter-Somm/Hasenböhler/ Leuenberger], 2010, n° 22 ad art. 387 CPC). Dans une telle hypothèse, la situation juridique équivaut à celle qui existait avant la communication de la sentence finale aux parties. Par l’effet de l’annulation, ces dernières sont de nouveau dans l’attente d’une sentence finale qui tranchera leur différend et mettra un terme à la procédure arbitrale pendante. Quant aux arbitres ayant conduit cette procédure, leur mission n’est pas achevée ou, si on considère qu’elle l’a été temporairement, elle est réactivée. Il n’est donc pas illogique d’admettre, dans un tel cas, que le tribunal arbitral qui a rendu la sentence annulée et qui est chargé d’en rendre une nouvelle n’a jamais été functus officio (dans ce sens, cf. l’auteur même cité par la recourante: ALEXIS MOURRE, Is There a Life after the Award?, in Post Award Issues [éd. Tercier], ASA Special Series n° 38, 2011, p. 1 ss, 13/14 et 18) ou ne l’a été que durant la période qui s’est écoulée entre la communication et l’annulation de la sentence.
Schliesslich behandelte das Bundesgericht das Argument, das Schiedsgericht habe ohne Ermächtigung statt nach dem anwendbaren Recht nach Billigkeit entschieden. Das Bundesgericht erklärte, dass entgegen der Argumentation der Beschwerdeführerin ein solcher Verstoss nicht die Zuständigkeit des Schiedsgerichts nach Artikel 190 Abs. 2 lit. b IPRG beschlägt. Ob ein solcher Entscheid dagegen mit dem ordre public unvereinbar sei nach Artikel 190 Abs. 2 lit. e IPRG, liess das Bundesgericht ausdrücklich offen, weil sich die Beschwerdeführerin nicht auf diese Bestimmung berufen hatte.