2C_10/2013: Befreiung von der Bewilligungspflicht für Sonntagsarbeit (amtl. Publ.)

Die Migros-Genossen­schaft Neuchâ­tel-Fri­bourg stellte bei der Volk­swirtschafts­di­rek­tion des Kan­tons Freiburg (Direc­tion de l’é­conomie et de l’em­ploi du can­ton de Fri­bourg) ein Gesuch um Fest­stel­lung, dass die Fil­iale Morat am Oster­mon­tag des Jahres 2011 ohne Bewil­li­gung geöffnet wer­den darf. Das Arbeitsin­spek­torat des Kan­tons Freiburg (Inspec­tion du tra­vail du can­ton de Fri­bourg) lehnte das Ansin­nen der Migros ab und bejahte eine Bewil­li­gungspflicht für die Fil­iale Morat.

Das Bun­des­gericht hat­te zu unter­suchen, ob die Fil­iale Morat als Betrieb in einem Frem­den­verkehrs­ge­bi­et gemäss Art. 25 ArGV 2 (SR 822.112) gel­ten kann und deshalb von der Bewil­li­gungspflicht für Son­ntagsar­beit befre­it ist (Art. 18 Abs. 1, Art. 20a Abs. 1 und Art. 27 Abs. 1 ArG). Da die kan­tonalen Instanzen nach Auf­fas­sung des Bun­des­gerichts die lokalen Gegeben­heit­en zu wenig spez­i­fisch berück­sichtigt hat­ten, hob es den ange­focht­e­nen Entscheid auf und wies die Sache zu neuer Entschei­dung zurück (BGer. 2C_10/2013 vom 10. Jan­u­ar 2014).

Das Bun­des­gericht hielt in seinen aus­führlichen Erwä­gun­gen ins­beson­dere fest, dass für die Frage, ob ein Betrieb in einem Frem­den­verkehrs­ge­bi­et liegt, in dem der Frem­den­verkehr von wesentlich­er Bedeu­tung ist, grund­sät­zlich zwar auf sta­tis­tis­che Angaben abgestützt wer­den darf. Vorauszuset­zen ist aber, dass sich diese Angaben genü­gend spez­i­fisch auf den konkreten Aus­flugs- und Erhol­ung­sort (une sta­tion) beziehen, in dem der Betrieb liegt (E. 5.1).

Die Vorin­stanz hat­te ihren Entscheid auf sta­tis­tis­che Angaben des Bun­de­samtes für Sta­tis­tik abgestützt, wonach in der Gemeinde Morat der Anteil der Beschäftigten, die vom Touris­mus abhän­gen, nur 19,3 % beträgt (E. 4 und Sachver­halt A.). Das Bun­des­gericht hielt dem ent­ge­gen, bevor die sta­tis­tis­chen Angaben herange­zo­gen wer­den kön­nten, müsse zuerst unter­sucht wer­den, ob wirk­lich die gesamte Gemeinde oder nur ein Ort­steil davon die Eigen­heit­en ein­er Touris­mus­des­ti­na­tion (une sta­tion) aufweist. Denn falls nur ein Ort­steil als Frem­den­verkehrs­ge­bi­et gel­ten könne, müsse der Betrieb in diesem Teil der Gemeinde liegen. Abzuk­lären sei fern­er, inwiefern eine Öff­nung des Betriebes an Son­nta­gen und Feierta­gen den touris­tis­chen Bedürfnis­sen diene und ob sich die Touris­ten auch ander­weit­ig ver­sor­gen kön­nten (E. 5.2).