Bei einem Sturz von einem Pferd verletzte sich der Kläger am rechten Bein. Er entschied sich auf ärztlichen Rat gegen einen Eingriff. Später stürzte er auf einer Treppe und verletzte sich erneut. Die zweite Verletzung und damit verbundene Arbeitsunfähigkeit hätten durch den Eingriff verhindert werden können, weshalb der Versicherer wegen einer Verletzung der Schadenminderungspflicht Leistungen verweigerte (ATSG 21 IV und UVV 61).
Wie das BGer festhält, gilt das Erfordernis einer schriftlichen Mahnung nach ATSG 21 IV auch im Bereich der Unfallversicherung, obwohl UVV 61 dieses Erfordernis nicht wiederholt. Auch im vorliegenden Fall durfte auf die Mahnung nicht verzichtet werden, obwohl der Versicherer erst mehr als ein Jahr nach dem Sturz vom Pferd davon Kenntnis erlangte. Die Unterlassung des Arztes, den Versicherer davon in Kenntnis zu setzen (eine entsprechende Pflicht ergibt sich heute aus UVG 54a), ist dem Versicherer zuzurechnen, der aufgrund der Pflicht, Heilbehandlungen in natura zu erbringen, und der Informationspflicht des Leistungserbringers letztlich die Herrschaft über die Behandlung innehat:
“L’obligation de l’assureur de fournir des prestations en nature et le devoir d’information du médecin traitant à l’égard de l’assureur qui en est un corollaire a pour conséquence que la responsabilité ultime du traitement appartient à l’assureur.”
Aus diesem Grund sind Versäumnisse des Leistungserbringers dem Versicherer zuzurechnen:
“Dès lors, lorsque le médecin omet d’informer l’assureur d’un éventuel refus de l’assuré de se soumettre à une opération plus ou moins urgente et raisonnablement exigible, avec le risque d’aggravation que ce refus peut comporter, cette omission n’est pas opposable à l’assuré dans sa relation avec l’assureur : si l’omission a pour conséquence d’empêcher l’assureur de mettre en oeuvre en temps opportun la procédure prévue par l’art. 21 al. 4 LPGA, c’est ce dernier qui en assume la responsabilité et non l’assuré.”