4A_415/2014: Prozessfähigkeit einer Aktiengesellschaft (nicht wieder gutzumachender Nachteil) (amtl. Publ.)

Die Erstin­stanz entsch­ied in ihrer Beweisver­fü­gung, dass von den von ein­er Aktienge­sellschaft ange­bote­nen Per­so­n­en eine, welche über Kollek­tivze­ich­nungs­berech­ti­gung ver­fügte, als Partei ein­ver­nom­men wer­den sollte. Die übri­gen ange­bote­nen Per­so­n­en qual­i­fizierte sie — ent­ge­gen den ander­slau­t­en­den Aus­führun­gen in der Instruk­tionsver­hand­lung — als Zeu­gen. An ein­er darauf­fol­gen­den Ver­hand­lung erschien der Anwalt in Begleitung mit ein­er gemäss dieser Beweisver­fü­gung als Zeu­gen einzu­vernehmenden Per­son, woraufhin die Erstin­stanz entsch­ied, diese Per­son könne auf­grund ihrer Zeu­gen­qual­ität und man­gels Vor­ladung der Aktienge­sellschaft in der Ver­hand­lung nicht beis­te­hen. Auf die gegen die Beweisver­fü­gung und die anlässlich der Ver­hand­lung erlassene Ver­fü­gung ange­hobene Beschw­erde der Aktienge­sellschaft — welche gel­tend machte, sie wolle auch durch die von der Erstin­stanz zu Unrecht als Zeu­gen qual­i­fizierten Per­so­n­en vertreten sein — trat die Vorin­stanz nicht ein.

Die gegen diesen Zwis­ch­enentscheid ange­hobene Beschw­erde hiess das Bun­des­gericht gut. Der Entscheid der Vorin­stanz wurde aufge­hoben, die Sache
zurück- und die Vorin­stanz angewiesen, auf die Beschw­erde der
Aktienge­sellschaft einzutreten.

Das Bun­des­gericht wies zunächst darauf hin, dass es sich bei der als Beweisver­fü­gung betitel­ten Ver­f­gung in tat­säch­lich­er Hin­sicht um einen Entscheid betr­e­f­fend die Prozess­fähigkeit der Aktienge­sellschaft ging (E. 1.3). Es hielt dabei fest, dass es bei der Frage, welche Person(en) zur Vertre­tung ein­er Aktienge­sellschaft befugt sind, um eine Prozessvo­raus­set­zung han­delt (Art. 59 Abs. 2 lit. c ZPO). Dass solche Per­so­n­en lediglich als Parteien und nicht als Zeu­gen ein­ver­nom­men wer­den kön­nen, ist bloss die Kon­se­quenz der Vertre­tung der Gesellschaft (E. 1.3).

Savoir quelle (s) per­son­ne (s) est (sont) habil­itée (s) à représen­ter la société anonyme en procé­dure ressor­tit ain­si à la capac­ité d’ester en jus­tice de celle-ci. Il s’ag­it d’une con­di­tion de recev­abil­ité de la demande (art. 59 al. 2 let. c CPC). Le fait que cette ou ces per­son­nes ne doivent ensuite être inter­rogées que comme par­tie (art. 159 CPC en rela­tion avec les art. 163–164 et 191–192 CPC), et non comme témoin (art. 169 ss en rela­tion avec les art. 165–167 CC), qu’elles peu­vent donc avoir des con­tacts avec l’av­o­cat de la société anonyme, peu­vent assis­ter aux audi­ences au cours desquelles sont notam­ment inter­rogés les témoins, n’en est qu’une conséquence.

Indem die Vorin­stanz gestützt auf die Beweisver­fü­gung der Erstin­stanz lediglich die kollek­tivze­ich­nungs­berechtigte Per­son als Vertreterin der Aktienge­sellschaft zuge­lassen hat­te, ver­weigerte sie — so das Bun­des­gericht — der Aktienge­sellschaft die Möglichkeit, die für sie han­del­nden Per­so­n­en (Ver­wal­tungsrat, Geschäfts­führer, Prokurist oder Hand­lungs­bevollmächtigter) zu bes­tim­men, welche über hin­re­ichen­des, direk­tes Wis­sen über die Stre­it­sache ver­fü­gen. Ein solch­er Zwis­ch­enentscheid bewirkt einen nicht wieder gutzu­machen­den Nachteil (E. 1.4).