5A_306/2007: Haftung nach SchKG 5

Im vor­liegen­den Fall stand zum Zeit­punkt, als das Betrei­bungsamt den Arrest­ge­gen­stand freigab, der förm­liche und von der Gläubigerin/Beschwerdeführerin anfecht­bare Entscheid (Pfän­dung­surkunde) über die Voll­streck­barkeit bzw. Pfänd­barkeit des Arrest­sub­strates noch aus. Das BGer beurteilt die Aufhe­bung des Arrests, bevor dem Gläu­biger die Pfän­dung­surkunde zugestellt wor­den ist, als Ver­let­zung ein­er Schutznorm und also als wider­rechtliche Hand­lung. Da aber kein Schaden fest­gestellt werden…

4A_520/2007: Gefahrensatz, Garantenstellung, Selbstverschulden

Dem Leit­er eines Trans­portun­ternehmens, der einen elfjähri­gen Jun­gen zu Wal­dar­beit­en (Abtra­gen eines Rund­hol­zlagers) mit­nimmt, kommt auf­grund des Gefahren­satzes eine Garan­ten­stel­lung zu. Das Aufladen der Baum­stämme auf den Last­wa­gen schafft, so das BGer, einen gefährlichen Zus­tand, so dass sämtliche zur Ver­mei­dung eines Schadens erforder­lichen und zumut­baren Schutz­mass­nah­men getrof­fen wer­den müssen. Der Schädi­ger hat­te den Jun­gen zwar angewiesen, ausser­halb des Gefahren­bere­ichs und…

5A_860/2016: Schulden gemäss Art. 52 AHVG gehen auf die Erben über (Bestätigung der Rechtsprechung)

…nicht überge­gan­gen ist“. Das Bun­des­gericht erin­nerte aber in der Folge (E. 3.3.2) an seine Recht­sprechung, wonach Verpflich­tung aus uner­laubten Hand­lun­gen des Erblass­er (Art. 41 ff. OR) und auch Schaden­er­satzpflicht­en nach Art. 52 AHVG auf die Erben, welche die Erb­schaft angenom­men haben, überge­hen (siehe u.a. BGE 129 V 300, E. 3.1; Urteil des BGer 9C_679/2009 vom 3. Mai 2010, E. 3;…

I 69/07: leidensbedingter Abzug

Das BGer heisst eine Beschw­erde gegen ein Urteil des Vers­Ger SG gut. Grund­lage des Stre­its war die Regel, dass bei der Bes­tim­mung des Invali­deneinkom­mens auf­grund von Durch­schnittslöh­nen gemäss LSE (kein tat­säch­lich erzieltes Erwerb­seinkom­men) dem Umstand, dass gesund­heitlich eingeschränk­te Per­so­n­en auf­grund bes­timmter Fak­toren wie zB ein­er lei­dens­be­d­ingten Ein­schränkung unter­durch­schnit­tliche Löhne erzie­len, mit einem Abzug vom sta­tis­tis­chen Lohn Rech­nung getra­gen wer­den kann.…

5C.44/2007: Verjährung der Haftungsansprüche gegen den Vormund

Ver­ant­wortlichkeit­sansprüche gegen den Vor­mund ver­jähren nach ZGB 454 I ein Jahr nach Zustel­lung der Schlussrech­nung. Das heisst nach der Lehre, der sich das BGer anschliesst, dass die Ansprüche keines­falls früher ver­jähren; sie ver­jähren aber eben­so wenig vor Ablauf eines Jahres seit Ken­nt­nis des Schadens. Entschei­dend ist also der Ablauf der später aus­gelösten Frist. Im vor­liegen­den Fall wurde nie eine Schlussabrechnung…

U 612/06: Hinunterklettern von einem Balkon als Wagnis

Der Begriff des Wag­niss­es ist nicht auf Sportun­fälle beschränkt; auch Ver­hal­tensweisen ausser­halb des Sports kön­nen als Wag­nis iSv UVV 50 qual­i­fiziert wer­den. Hier qual­i­fiziert das BGer das Hin­un­ter­steigen von einem Balkon als Wag­nis. “4.1.2 Nach eige­nen Angaben wollte die Ver­sicherte — um ihren Fre­und zu ängsti­gen — nachts gegen 22 Uhr vom Balkon ihrer Woh­nung aus dem Pfos­ten ent­lang in…

4A_160/2015: Hypothetische Einwilligung des Patienten; prozessuale Mitwirkungsobliegenheit

In einem Haf­ptlicht­prozess war entschei­dend, ob der Arzt seine Pati­entin aus­re­ichend über die Oper­a­tionsrisiken aufgek­lärt und diese in den Ein­griff eingewil­ligt hat­te. Umstrit­ten war ins­beson­dere, wer die Beweis­last für das Vor­liegen ein­er hypo­thetis­chen Ein­willi­gung trägt und inwiefern die Pati­entin und Klägerin dies­bezüglich eine prozes­suale Mitwirkung­sobliegen­heit trifft (Urteil 4A_160/2015 vom 13. Juli 2015). Dazu erwog das Bun­des­gericht das Fol­gende: “5.2.1. Es obliegt…

B 134/06: Barauszahlung von Vorsorgegeldern für betriebliche Investitionen (amtl. Publ.)

Bei der Auflö­sung ein­er ein­fachen Gesellschaft zum Betrieb eines Bauerngutes ent­stand Kap­i­talbe­darf für die Abfind­ung des auss­chei­den­den Gesellschafters und eine notwendi­ge betriebliche Investi­tion. Wie das BGer in ein­er detail­lierten Ausle­gung von BVG 4 IV entsch­ied, darf in solchen Fällen nach Kündi­gung der frei­willi­gen beru­flichen Vor­sorge die Auszahlung in bar erfol­gen, sofern eine Miss­brauchs­ge­fahr aus­geschlossen wer­den kann.…

U 145/06: Heilung einer Verletzung des rechtlichen Gehörs (Äusserung zur Person des Gutachters)

Einem Ver­sicherten war die Möglichkeit, sich zur Per­son des vom Ver­sicher­er vorge­se­henen Gutachters zu äussern, nicht gewährt wor­den. Das BGer: “6.4 Es kann sich daher lediglich fra­gen, ob die Beschw­erde­führerin der Ver­sicherten vor Erteilung des Gutachter­auf­trages hätte Gele­gen­heit geben müssen, sich zur Per­son des Gutachters zu äussern. Dies ist mit Blick auf Art. 44 ATSG zu beja­hen. In diesem Mangel…

2C_583/2007: Haftung einer IV-Stelle ist “Staatshaftung” iSv BGG 85 I a (amtl. Publ.)

Die Haf­tung ein­er IV-Stelle für eine rechtswidrige Hand­lung (ATSG 78) bet­rifft das Gebi­et der Staat­shaf­tung iSv BGG 85 I a: “Il s’agit donc d’un cas de respon­s­abil­ité réglé de manière spé­ci­fique par une dis­po­si­tion spé­ciale qui relève de la respon­s­abil­ité éta­tique au sens de l’art. 85 al. 1 let. a LTF.” Eine Beschw­erde in öffentlich-rechtlichen Angele­gen­heit­en ist daher — grund­sät­zliche Fragen…