4A_349/2010: Vereinbarung eines Rechtsnachteils bei Obliegenheitsverletzung ohne Kausalität zulässig

VVG 45 I sieht vor, dass ein Recht­snachteil infolge Obliegen­heitsver­let­zung nur bei Ver­schulden des Ver­sicherungsnehmers ein­treten darf. Diese Bes­tim­mung ist zwin­gend. Da VVG 45 aber kein Kausal­ität­ser­forder­nis sta­tu­iert, kön­nen die AVB eines Ver­sicher­ers nach Ansicht des BGer gültig vorse­hen, dass­die Recht­snachteile auch dann ein­treten, wenn die Obliegen­heitsver­let­zung sich nicht aus­gewirkt hat.

5A_395/2010: Vermögensrechtliche Natur von Aufsichtsverfahren gegen Willensvollstrecker

Ob dem Stre­it um die Abset­zung des Wil­lensvoll­streck­ers ver­mö­gen­srechtlich­er Charak­ter zukommt, hat das Bun­des­gericht bish­er offen gelassen. Im vor­liegen­den Urteil klärt es diese Frage min­destens teil­weise: “Soweit eine Auf­sichts­beschw­erde gegen den Wil­lensvoll­streck­er durch sein Han­deln in ver­mö­gen­srechtlichen Angele­gen­heit­en ver­an­lasst ist […], kommt auch ihr ver­mö­gen­srechtliche Natur zu. Der Zweck des Auf­sichtsver­fahrens ist dies­falls über­wiegend wirtschaftlich, … weit­er­lesen

4A_397/2010: Anforderungen an die Mahnung nach VVG 20 I

Die Mah­nung iSv VVG 20 muss dem Schuld­ner die Säum­n­is­fol­gen andro­hen. Es genügt nicht, wenn sich die Mah­nung auf den Hin­weis beschränkt “Andern­falls würde Ihre Police nach Ablauf dieser Frist keinen Ver­sicherungss­chutz mehr gewähren (ver­gle­ichen Sie bitte den diesem Schreiben beige­fügten Auszug aus dem Bun­des­ge­setz über den Ver­sicherungsver­trag)”, unter Beilage eines Geset­ze­sauszugs. Es könne, wie … weit­er­lesen

5A_36/2010: Provisorische Rechtsöffnung fällt unter LugÜ 16 Ziff. 5 (amtl. Publ.)

In ein­er Betrei­bung gegen eine schweiz­erische AG stellte die deutsche Gläu­bigerin das Gesuch um pro­vi­sorische Recht­söff­nung (“provR”). Strit­tig war vor BGer lediglich die inter­na­tionale Zuständigkeit der schweiz­erischen Gerichte. Zwar fie­len die Gerichtsstände nach LugÜ 2 und nach LugÜ 16 Ziff. 5 hier zusam­men, doch beruhte die Forderung auf ein­er Vere­in­barung mit abwe­ichen­der Gerichts­standsvere­in­barung. Das BGer … weit­er­lesen

4A_302/2010: BGer bestätigt Schutzunfähigkeit von “Madonna (fig.)” als Marke wg. Sittenwidrigkeit (amtl. Publ.)

Madon­na (fig.) Das BGer hat das Urteil des BVer­wGer bestätigt, das dem Zeichen “Madon­na (fig.)” den Marken­schutz wegen Sit­ten­widrigkeit iSv MSchG 2 d ver­sagt hat (vgl. dazu unseren früheren Beitrag). Aus Sicht der katholis­chen Chris­ten beze­ich­net der Aus­druck “Madon­na” die Mut­ter­gottes. Eine Kom­merzial­isierung dieser Beze­ich­nung wäre geeignet, die religiösen Gefüh­le der katholis­chen Chris­ten zu verletzen.DIese … weit­er­lesen

6B_689/2010; 6B_690/2010: Betrug; Opfermitverantwortung von Behörden

X und Y, bei­de seit mehreren Jahren Sozial­hil­feempfänger, hat­ten in dem von ihnen unterze­ich­neten Unter­stützungs­ge­such wahrheitswidrig angegeben, Y sei arbeit­s­los. Tat­säch­lich erzielte dieser als Hauswart der von ihnen bewohn­ten Liegen­schaft ein monatlich­es Einkom­men von Fr. 400.–. Hier­für wur­den sie wegen Betrugs (Art. 146 Abs. 1 StGB) zu ein­er bed­ingten Geld­strafe verurteilt. Die dage­gen ein­gelegte Beschw­erde … weit­er­lesen

1B_192/2010: Befangenheit wegen Facebook-Freundschaft?

Im vor­liegen­den Ver­fahren hat­te der Beschw­erde­führer gel­tend gemacht, ein Gericht­sak­tu­ar sei befan­gen, weil er als Face­book-“Fre­und” des Beschuldigten einge­tra­gen war. Da der Aktu­ar in den Aus­stand getreten war, war das Begehren zu Recht als gegen­stand­s­los abgeschrieben wor­den; die Frage, ob eine Face­­book-Fre­und­schaft den Anschein der Befan­gen­heit erweckt, wurde deshalb lei­der nicht geprüft.

B‑7207/2009: Kein verbotener Gebrauch des geschützten Zeichens CEE — “DEE CEE style (fig.)”

Dee Cee Style (fig.) Das IGE hat­te die Ein­tra­gung des Zeichens “DEE CEE style (fig.)” (vgl. Abb.) gestützt auf MSchG 2 d iVm NZSchG 6 II (Konkretisierung von PVÜ 6ter) ver­weigert, weil es das Akro­nym “CEE” enthalte — das geschützte Sigel der Com­mu­nauté économique européenne. Das Sigel „CEE“ gehe auf­grund der Gestal­tung nicht in einem … weit­er­lesen

B‑6313/2009: Kein Schutz für eine neue, aber nicht ausreichend ungewöhnliche Verpackungsform — “Wellenverpackung (3D)”

Das BVer­wGer hat die Ein­tra­gung ein­er drei­di­men­sion­alen Marke (genauer: For­m­marke) für eine wellen­för­mige Ver­pack­ung (vgl. unten­ste­hende Abb.) für u.a. Fis­che und Fer­tig­gerichte in Klasse 43 abgewiesen. Eine Waren- oder Ver­pack­ungs­form kann nach der Pan­­ton-Prax­is nur einge­tra­gen wer­den, wenn sie sich “von sämtlichen im beansprucht­en Waren- oder Dien­stleis­tungsseg­ment im Zeit­punkt des Entschei­ds über die Ein­tra­gung im Marken­reg­is­ter … weit­er­lesen

2F_1/2010: Disziplinaraufsicht über die Rechtsanwälte

In einem anwalt­srechtlichen Diszi­pli­narver­fahren (vgl. Art. 12 und 17 BGFA) wurde Anwalt X. wegen wieder­holter Ver­let­zung der Beruf­s­regeln eine Busse aufer­legt. Ihm wurde vorge­wor­fen, dass er trotz sein­er Ein­set­zung als amtlich­er Vertei­di­ger des Unter­suchungs­ge­fan­genen Z. mehrmals Hon­o­rarzahlun­gen von diesem einge­fordert habe. Sowohl die Beschw­erde vor dem Kan­ton­s­gericht SG als auch die Beschw­erde in öffentlich-rechtlichen Angele­gen­heit­en … weit­er­lesen